Falldarstellungen seiner Schüler

Kasuistik Epilepsie

Dr. Paul Bösch

Mit der Publikation dieses Falles möchte ich meines verstorbenen Lehrers und Supervisors Dr. Jost Künzli gedenken, dem ich in meiner homöopathischen Laufbahn viel zu verdanken habe. So ist es auch seinem Ratschlag in der Zürcher Supervisionsgruppe zu verdanken, daß dieses Epilepsiekind nun seit über zwölf Jahren ohne Antiepileptica anfallsfrei ist.

Moritz ist 1984 geboren. Er entwickelte sich weitgehend normal.
Milchschorf.
Während der Zahnung ist er nachts sehr unruhig.

Impfungen:
BCG, Diphterie-Tetanus und Polio.
Dezember 1984:
Exanthema subitum.
Februar 1985:
Varicellen.
März 1985:
Röteln.
Mai 1985:
Gabe von Sulphur C200 wegen Schlafstörung (alle Mittel: Schmidt-Nagel).
August 1985:
Gabe von Sulphur 200 wegen Diarrhoe.
November 1985:
Sturz auf der Treppe mit kleiner Wunde an der Lippe

 
18.10.87:
Erster tonisch-klonischer Anfall morgens, mit kurzer Ohnmacht. Das EEG zeigt einen Fokus links temporal, die ausgedehnte Abklärung erbringt keine weiteren pathologischen Befunde.

10.11.87:
Sulphur M, ein weiterer Anfall folgt.

18.11.87:
Die ausführliche Befragung ergibt folgende Symptome:

  1. auffallendes, sonderliches Symptom nach § 153 Organon:
  1. Diarrhoe bei der Zahnung, „rectum, diarrhoea, dentition, during“;
  1. gut beobachtete Geistes- und Gemütssymptome:
  1. Furcht im Dunkeln, „mind, fear, dark“;
  2. Furcht bei Gewitter, „mind, fear, thunderstorm“;
  1. Allgemeinsymptome:
  1. Krampfanfälle morgens, „generalities, convulsions, morning“;
  2. erschwerte Zahnung, „teeth, dentition, difficult“;
  3. Milchschorf, “head, eruptions, milk crust“;
  4. Verlangen nach Eiern, „generalities, food and drinks, eggs, desires“;
  5. Verlangen nach Süßigkeiten, „generalities, food and drinks, sweets, desires“;
  1. Lokalsymptom:
  1. Kopfschweiß bei Anstrengung, „head, perspiration“.

18.11.87:
Verschreibung von Calcarea carbonica M.

24.11.87:
Morgens um 5 Uhr und 7 Uhr zwei weitere Anfälle. Deshalb Luminaletten (Phenobarbital) und Cuprum Q 4.

1.12.87:
Besprechung mit Dr. Künzli in der Supervision. Seine Meinung: Calcarea ist klar indiziert, die Anfälle vom 24.11. seien eine Reaktion auf die erste Dosis gewesen. Er empfiehlt sofortiges Absetzen von Cuprum und Ausschleichen von Luminaletten. Die Eltern sind mit diesem Vorgehen einverstanden.

Der nächste Anfall tritt am 22.12. auf, deshalb erneute Verabreichung von Calcarea carbonica M. Weitere leichte Anfälle am 27.12.87 und 4.1.88, nach Rücksprache mit Dr. Künzli keine Medikation. Es folgen noch vier weitere Anfälle im Abstand von etwa 10 Tagen. Ich warte weiter zu.

Ende Februar 1988 berichten die Eltern, daß Moritz in seiner Entwicklung große Fortschritte macht.

Am 18. und 19.3.88 folgen kurz nacheinander zwei Anfälle nach vorangegangenen Stürzen. Nun verabreiche ich die erste Dosis Calcarea carbonica XM.
Der nächste Anfall folgt erst am 10.12.88: zweite Dosis Calcarea carbonica XM. Auf beide Mittel gibt es zunächst eine kurze Phase mit Unruhe und Aggressivität.
Am 12.5.89 erhält der Knabe wegen eines weiteren Anfalls die dritte Dosis Calcarea carbonica XM. Seither treten keine Anfälle mehr auf.

Am 2.2.90 gebe ich ihm wegen einer Warze Calcarea carbonica 200 – ein peripheres Symptom, deshalb – in Anlehnung an Rajan Sankaran – eine tiefere Potenz. Die Warze verschwindet rasch.

Der Knabe erhält in den folgenden Jahren noch weitere Gaben Calcarea:

  • je eine Dosis C 200 1991 wegen eines Ekzems und 1992 wegen Mucotympanon sowie
  • je eine Dosis M 1999 und 2000 wegen Hautproblemen,

jedes Mal mit guter Reaktion.

Aus dem Verlauf in diesem Fall habe ich gelernt, die Reaktion auf Mittel differenzierter zu überdenken und mit der Abgabe eines weiteren Mittels Geduld zu haben.

Summary

With the support of my homeopathic teacher Dr.med. Jost Künzli von Fimmelsberg it was possible to cure an epilepsy of a 3 years old boy (Moritz), born 1984. In 1985 I prescribed twice sulphur C 200 because of insomnia and diarrhea. In 1987 Moritz has his first convulsion; after sulphur M he has a second one. The following anamnesis and repertorisation leads to calcarea carbonica. One week after the first dose (M) he had again 2 convulsions. Thinking, that the remedy was wrong I started with low doses of Phenobarbital and added cuprum metallicum in Q4. In the following supervision with Dr. Künzli he told me, that calcarea carbonica is the right remedy and the convulsions an initial reaction. So I stopped cuprum and Phenobarbital and waited. Dr. Künzli encouraged me to wait long enough before repetition of the remedy. Until may 1989 Moritz became 2 doses M and 3 doses XM, then the convulsions stopped at all.
Fortunately the parents of Moritz had great confidence in the homeopathic treatment, and with the support of Dr. Künzli I learned to think differenciated about reactions to a remedy and to wait long enough before repeating the remedy.
No Comments

Post a Comment